Wer kennt es nicht: Eine wichtige Aufgabe wird Ewigkeiten vor einem hergeschoben, weil man einfach keine Lust darauf hat. Wenn du prokrastinierst, fühle dich in guter Gesellschaft. Die meisten Menschen machen das hin und wieder. Zum Problem wird es nur, wenn das Aufschieben deine grundsätzliche Strategie ist, sobald unliebsame Aufgaben auf dich zukommen.
Der Wunsch nach einer Herausforderung
Zunächst sei gesagt: Nicht jedes Prokrastinieren ist mit einem besonderen Leidensdruck unterlegt. Gerade Hochbegabte brauchen auch manchmal die Herausforderung, wenn ihnen die tägliche Konfrontation mit dem Lernstoff zu langweilig ist. Wie gut sich damit leben lässt? Dieses Urteil sei jedem selbst überlassen. Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an diejenigen, die aufschieben, um unangenehme Gefühle zu vermeiden.
Prokrastination endet im Teufelskreis
Wir verspüren körperliche Schmerzen, wenn wir etwas machen müssen, was wir nicht wollen. Vor Schmerzen versuchen wir uns zu schützen. Was offensichtlich ist, wenn man beispielsweise eine heiße Herdplatte anfässt, läuft auf der anderen Seite für Außenstehende total unsichtbar ab. Der Betroffene weiß meist selbst nicht, warum er etwas nicht hinbekommt, weil wir es nicht gewohnt sind unseren Blick auf die Schmerzen zu richten, die nur in uns ablaufen. Dabei entwickeln wir ein Muster, um den Schmerzen zu entgehen, das meist sehr ähnlich abläuft:
1. Eine unliebsame Arbeit steht bevor und löst eine unangenehme bis schmerzvolle Reaktion hervor
2. Wie jeder andere Mensch auch, versucht der Betroffene den Schmerz zu vermeiden und wendet sich Tätigkeiten zu, die ihm mehr Freude bereiten
3. Damit fühlt er sich temporär besser
4. Bis ihn das schlechte Gewissen einholt und damit einen erneuten Anlauf noch schmerzvoller macht
Das ist eine Abwärtsspirale. Je mehr du aufschiebst, umso unwohler fühlst du dich bei dem Gedanken daran. Und umso unwohler du dich fühlst, desto mehr schiebst du auf.
Die Macht der Gewohnheit
Nicht selten wird es innerhalb kürzester Zeit zur Gewohnheit, mit Vermeidung auf eine unliebsame Aufgabe zu reagieren.
Wir alle handeln täglich aus Gewohnheit. Das bedeutet, dass wir auf einen bestimmten Auslöser mit einer bestimmten Handlung reagieren. Das muss nicht immer negativ sein, es gibt viele sehr günstige Gewohnheitshandlungen, die unser Leben bereichern. Doch einige Gewohnheiten sind eben nicht so nützlich und manchmal bleiben wir viel zu lange daran kleben, als uns objektiv gesehen gut tun würde. Damit ähneln die Gewohnheiten einem Suchtmuster. Doch was sind die Gründe dafür, dass wir unseren Gewohnheiten so sehr verfallen?
Gewohnheiten geben uns Halt und Sicherheit im Leben. Sie sind berechenbar und bringen uns einen Belohnungseffekt, meistens zumindest. Dieser mag nicht immer langfristig überzeugend sein, doch offenbar ist er gut genug, um nicht die Anstrengungen auf sich zu nehmen, diese Gewohnheiten zu durchbrechen. Gewohnheiten sollen uns das Dasein im Hier und Jetzt angenehmer machen.
Um diese Gewohnheiten zu verändern oder abzulegen, benötigt es oft einen sehr intensiven Auslöser: Der drohende Jobverlust, das bevorstehende Beziehungsende, die Verminderng von sozialer Anerkennung oder der Wegfall der Studienfinanzierung sind normalerweise Grund genug, um dann doch tätig zu werden und sein gewohntes Leben zumindest temporär hinter sich zu lassen.
Gewohnheitsmuster
Doch wir wollen natürlich, dass es gar nicht erst so weit kommt. Um zu verstehen, wie man selbst die Gewohnheiten ändern und damit das Leben in die eigenen Hände nehmen kann, lohnt es sich, einen Blick auf den Verlauf und die Hintergründe eines solchen Musters zu werfen.
1. Eine Gewohnheit braucht einen Auslöser. Das kann der Blick auf die To-Do-Liste sein, eine E-Mail, ein Streitgespräch, der Blick auf die Uhr, das Wahrnehmen der eigenen Müdigkeit, etc.
2. Nun folgt die gewohnheitsmäßige Handlung auf den Auslöser. Diese Routine kann sinnvoll und nützlich sein, oder auch destruktiv, wie im Falle der Prokrastination.
3. Die gewohnheitsmäßige Handlung bringt wiederum einen Belohnungseffekt, in dem ein bestimmtes Bedürfnis befriedigt wird. Handeln wir auf eine bestimmte Art und Weise, gibt es uns zum einen Halt und Sicherheit, zum anderen erzielen wir damit einen weiteren Belohnungseffekt, der etwas positives in unser Leben hinzufügt, oder einen negativen Reiz wegnimmt/mildert.
4. Die Überzeugung, dass unsere Gewohnheit in irgendeiner Art nützlich für uns ist.
Automatismus der Prokrastination
Zunächst einmal ist es wichtig, sich der Auslöser für Prokrastination bewusst zu werden. Prokrastination ist ein Automatismus, der oft schon so lange besteht, dass das Verhalten für uns zu normal geworden ist. Das kann beispielsweise sein: Der Blick auf die To-Do-Liste, der Blick auf die Uhr (“ach, ich habe nur noch eine Stunde Zeit bis ich los muss, das lohnt sich ja gar nicht”), ein neuer spannender Post in den sozialen Medien, die eigene emotionale Verfassung, eine vorhergehende schlechte Benotung, der Gedanke an einen Misserfolg, usw.
Diese Auslöser rufen eine schmerzvolle Reaktion hervor, der wir aus dem Weg gehen wollen. Das tun wir zum Beispiel, in dem wir jeden Gedanken an diese Aufgabe aus dem Kopf verbannen und stattdessen lieber eine Runde Super Mario spielen, um den Kopf freizukriegen. Es gibt aber auch die “produktiven Prokrastinierer”, die statt der anstehenden Aufgabe das ganze Haus putzen oder ein Buch über die Bestimmung von Laufkäfern schreiben.
Gehen wir den Weg der Gewohnheit, so lässt die Belohnung nicht lange auf sich warten: Wir fühlen uns erleichtert, weil wir der unliebsamen Aufgabe aus dem Weg gehen und zusätzlich bereichert durch unsere Alternativtätigkeiten.
Gefüttert wird das ganze aus unseren Überzeugungen. Wir denken bewusst oder unbewusst, dass uns diese Gewohnheiten gut tun. Vielleicht haben wir schon häufiger in einem Bereich Misserfolge erzielt und wollen uns vor einer weiteren Beeinträchtigung unseres Selbstwerts schützen. Oder wir sehen nicht, welchen Nutzen eine Aufgabe für uns oder andere bringen kann, sie erscheint uns sinnlos. In jedem Fall schwimmen unsere inneren Anteile in unterschiedliche Richtungen. Der eine Anteil möchte, dass wir unsere Lebenszeit mit vielen spaßigen Aktivitäten füllen, da er denkt, dass das Leben so für uns besonders lebenswert ist. Der andere Anteil möchte hingegen vernünftig sein und an unserer Karriere arbeiten, damit wir uns eine schöne warme Wohnung und gutes Essen leisten können.
Es kommt auf die Balance an
Wenn zwei oder mehrere Anteile in unterschiedliche Richtungen streben, entsteht das Gefühl der inneren Zerrissenheit. Möchtest du im Einklang mit dir selbst leben, musst du die Bedürfnisse aller Anteile in dir unter einen Hut kriegen.
Im Falle der Prokrastination ist es meist der vernünftige Anteil, der sich um deine materielle Sicherheit und/oder die gesellschaftliche Anerkennung sorgt, der nicht wirklich zum Zuge kommt und gegen den emotionalen Anteil in dir antritt, der sich um dein momentanes Wohlbefinden kümmert.
Mache dir dabei eines bewusst: Der Gedanke an die unliebsame Aufgabe ist meistens schlimmer, als die Erledigung der Aufgabe selbst! Im Normalfall wirst du dich danach sogar besser fühlen!
Auslöser erkennen
Es ist wichtig, dass du dir genau bewusst machst, auf welchen Auslöser du wie reagierst. Am besten beobachtest du dein Verhalten einige Tage lang aus einer distanzierten Perspektive und machst dir Notizen, wann genau du auf welche Aufgabe unter welchen Umständen aufgeschoben hast. Wenn es dir sehr schwer fällt dein eigenes Verhalten zu beobachten, frage einen Freund, wann er das Prokrastinieren bei dir wahrnimmt.
Neue Überzeugungen bilden
Hast du diese Auslöser gefunden, so frage dich, warum konkret du auf diese Situation mit Prokrastination reagiert hast. Was genau hast du dabei gedacht und gefühlt? Schreibe das am besten ebenfalls auf, sodass du es dir genau vor Augen führen kannst. Deine Glaubenssätze und Überzeugungen können dir als Hindernis auf dem Weg zu deinem Ziel stehen. Das bedeutet nicht, dass diese Überzeugungen zwangsweise falsch sind. Sollten sie wirklich zutreffen, so sind sie aber nicht unveränderlich.
Der Weg aus der Prokrastination braucht Zeit, diese solltest du dir auch nehmen. Stück für Stück kommst du deinem Ziel immer näher. Im Folgenden zeige ich dir fünf typische Überzeugungen und Schwierigkeiten, die uns auf dem Weg zu unserem Ziel wie ein Betonklotz am Bein hängen und uns am Fortkommen hindern:
Hindernis 1 : Mangelndes Kompetenzgefühl
Siehst du dich als Underachiever und hält das Underachievement schon länger an, kommt vermutlich ein Faktor für dich zum Tragen: Das mangelnde Kompetenzgefühl. Wer dauerhaft nicht die Leistungen bringen kann, die er eigentlich zu bringen imstande wäre, wird fast unweigerlich an seiner eigenen Leistungsfähigkeit zweifeln. Wir müssen hier bedenken: Meistens wissen weder der Underachiever noch sein Umfeld um die Gründe für die Entstehung des Underachievements – die so gut wie nie in der Person des Underachievers begründet sind (möchtest du mehr über die Entstehung Underachievement erfahren? Schaue dir unbedingt meinen Grundlagenartikel über Underachievement an). Hinsichtlich des Kompetenzgefühls kannst du dir folgende Frage stellen:
„Bin ich kompetent genug, um diese Aufgabe auszuführen?“ Wenn nein: „Wer oder was kann mir helfen, die notwendige Kompetenz zu erlangen?“
Hierbei ist es wichtig, sich selbst nicht zu überschätzen, aber fast noch wichtiger: Sich nicht zu unterschätzen. Viele Hochbegabte haben stets im Blick, was sie noch nicht wissen und vergessen darüber hinaus, wie viel sie bereits können.
Hindernis 2: Perfektionismus
Manchmal ist es auch der Perfektionismus, der uns davon abhält, Aufgaben überhaupt anzugehen. Ständig haben wir das ideale Ergebnis vor Augen und sehen, was für ein weiter Weg es noch ist. Dabei muss man unterscheiden zwischen gesundem und ungesundem Perfektionismus. Perfektionismus kann zu Höchstleistungen antreiben, doch auch lähmen, wenn wir stets das ideale Ergebnis vor Augen haben, wohlbewusst, dass wir hier in der materiellen Welt kaum Möglichkeiten haben, diese Vision auch wirklich umzusetzen. Hier findest du einen Artikel dazu *Klick*.
Hindernis 3: Schnelle Erfolge erwarten
Gerade wenn du häufig prokrastinierst, wirst du möglicherweise beim Arbeiten auf schnelle Erfolge aus sein. Vielleicht schiebst du eine Arbeit sehr lange auf, bis dir kaum noch Zeit bleibt und du auf einmal direkt mehrere Stunden daran sitzt oder gar die Nacht durcharbeiten musst. So einen riesigen Batzen Arbeit vor sich zu haben, ist natürlich nicht sonderlich motivierend. Achte daher darauf, dass du sehr frühzeitig anfängst und die Aufgabe in kleine Zeiteinheiten einteilst. Zum Beispiel arbeitest du 20 Minuten am Tag daran. Dann kannst du am Ende des Tages stolz sein, wenn du 20 Minuten gearbeitet hast und damit deinem Ziel Schritt für Schritt näher gekommen bist.
Übrigens: Es ist viel effizienter, wenn du jeden Tag ein bisschen was machst, anstatt einmal richtig viel. So können sich nach und nach die notwendigen neuronalen Verbindungen bilden, die dir das Lernen in der Zukunft viel leichter machen.
Hindernis 4: Ich will das eigentlich gar nicht
In der Literatur über Prokrastination findet man zahlreiche Hinweise auf die Tatsache, dass Prokrastination allein mit Willenskraft nicht beizukommen sei. Dem würde ich nur teilweise zustimmen – wir müssen die Sache etwas smarter angehen.
In meinem Artikel über Motivation sprach ich darüber, wie wir unsere inneren Anteile auf Kurs bringen können. Dafür ist es unumgänglich, sich seiner ganz persönlichen Motivation wirklich bewusst zu werden. Falls noch nicht geschehen, empfehle ich dir, einen Blick auf den Artikel zu werfen *Klick*.
Die Frage ist: Warum genau möchtest du deine Prokrastination überwinden? Was konkret versprichst du dir davon? Was genau ist deine Motivation?
Zu oft fühlen wir uns als Opfer von irgendwas. Wir sollen dies, wir müssen das. Dabei verlieren wir aus dem Blick, dass wir jederzeit eine Alternative haben – auch wenn wir dabei bestimmte Konsequenzen zu tragen haben.
Hier hilft eines: Akzeptiere, dass diese Welt offenbar nach bestimmten Regeln spielt. Wir können uns aufbäumen, wir können rebellieren, doch in vielen Fällen führt uns das nicht zum gewünschten Ziel. Ich weiß, dass dieser Prozess für viele Menschen enorm schmerzhaft ist und oft auch einige Zeit benötigt. Doch er ist notwendig, um innerhalb der Grenzen dieser Welt handlungsfähig zu bleiben.
(Anmerkung dazu: Wenn du jemand bist, der die Grenzen sprengen möchte und auch die Möglichkeiten und Fähigkeiten hat, dies zu tun, so hilft dir die Akzeptanz natürlich nicht, sie würde deine Willenskraft sogar schwächen. Doch im normalen Alltagsgeschehen gilt für die meisten Menschen eben das Gegenteil).
Stelle dir die Frage:
„Inwiefern ist es wichtig und bedeutsam, dass ich diese Aufgabe erledige? Welchen Unterschied wird meine Arbeit machen und welche Vorteile ziehe ich oder ziehen andere aus der Erledigung?“
Dieser Punkt ist nicht ganz einfach, weil der Sinn einer Arbeit oft nicht direkt ersichtlich ist. Bei nahezu jedem, der regelmäßig prokrastiniert, ist der Sinn der Erledigung: Weniger Stress. Weniger Stress mit dem Chef, den Lehrern, den Bezugspersonen. Weniger Angst sich zu blamieren, weil man sich nicht vorbereitet hat. Dafür mehr soziale Anerkennung. Mehr unbelastete Freizeit, weil die unerledigte Aufgabe nicht mehr im Hinterkopf herumschwirrt. Mehr Zufriedenheit mit sich selbst, weil du etwas geschafft hast, was du dir schon lange vorgenommen hattest. Dir fallen bestimmt noch viele weitere konkrete Vorteile ein.
Mache dir dein Motiv zu eigen! Warum willst du das wirklich machen? Was sind deine wahren Beweggründe? Das Bewusstsein darüber ist schon die halbe Miete!
Ich bin kein Fan davon, sich selbst irgendwelche Argumente vorzusagen, während man dabei tief in sich drin eigentlich genau weiß, dass es sich gerade um Selbstbetrug handelt. Das funktioniert nicht. Gerade wer mit einem unzureichenden Selbstvertrauen zu kämpfen hat, sollte sich das Vertrauen in sich selbst durch solche Spielchen nicht noch mehr zerstören. Ich empfehle dir: Sei brutal ehrlich zu dir selbst. Und wenn du merkst, dass du eigentlich überhaupt nicht überzeugt von einer Aufgabe bist: musst du sie dann wirklich ausführen, oder kann sie vielleicht sogar liegenbleiben? Welche Konsequenzen musst du tragen, wenn du sie nicht erledigst? Wenn die Konsequenzen negativ sind: weißt du, oder glaubst du, dass sie so eintreten werden?
Hindernis 5: Nicht offen sein
Was uns manchmal das Leben schwer macht, ist unsere Einstellung zu einer bestimmten Sache. Und ich sage es direkt: Die Einstellung zu ändern, ist oftmals das schwierigste am ganzen Prozess. Was Menschen unterscheidet, die prokrastinieren und die, nicht prokrastinieren, sind die Gedanken, die sie dabei denken. Die Prokrastinierer haben meist eine negative Erwartungshaltung, wie die Aufgabenbewältigung aussieht. Sicherlich nicht ganz unbegründet, nur offensichtlich nicht hilfreich.
Dazu sei gesagt: Es ist völlig normal, zu Beginn einer Aufgabe nicht motiviert zu sein. Den Unterschied macht der Umgang. Günstig sind Gedanken wie: “Ich habe jetzt überhaupt keine Lust, aber wenn ich erstmal dabei bin, wird es schon gehen”, oder “ach, ich stelle mir jetzt den Timer auf 20 Minuten und danach gucke ich, ob meine Ablehnung der Aufgabe gegenüber immer noch so groß ist”. Das hat nichts mit Selbstbetrug zutun, sondern tatsächlich mit der Offenheit für neue Erfahrungen. Es ist ja schließlich zu unseren Gunsten.
Was daran wirkt auf dich belohnend?
.Was wäre, wenn du einfach mal einen Tag lang stolz auf dich wärst? Viele von uns sind sich selbst gegenüber die schärfsten Kritiker. Gerade gepaart mit einer gehörigen Portion Perfektionismus warten sie im Grunde nur darauf, sich selbst in der Luft zerreißen zu können. Dass man in so einem Fall jegliche Anstrengung vermeidet, um sich vor (gefühlten) Misserfolgen zu schützen, dürfte verständlich sein.
Drum drehen wir den Spieß einmal um – versuche zu verstehen, warum du so handelst und würdige deine Erfolge, so klein sie auch sein mögen. Niemand von uns ist perfekt und gerade die vermeintlich unperfekten Seiten verstecken wir zu gerne. Du bist nicht alleine – wir sind alle gemeinsam unperfekt. Ängste und Selbstzweifel können dein Vorankommen lähmen, wenn sie zu ausgeprägt sind. Erschaffe dir Erfolge – und feiere sie. Erlebst du Misserfolge, so betrachte dich selbst mit Verständnis und Güte, damit du klaren Kopfes etwas daraus lernen kannst. Damit kannst du dann einen neuen Versuch starten und deinen Kurs anpassen.
Für viele von uns ist es bereits Belohnung genug, dass wir einfach mal mit uns zufrieden sein können. Halte dir stets vor Augen, wie es dir gehen wird, nachdem du tätig geworden bist. Und wenn es nur fünf Minuten waren, weil du dich nicht länger konzentrieren konntest. Das macht nichts, der Grundstein ist gelegt und kann nach und nach aufgebaut werden. Es ist etwas dran an dem Sprichwort: “Aller Anfang ist schwer”.
Neue Gewohnheiten visualisieren
Du kennst nun deine Auslöser und weißt, welcher Überzeugungen bei dir zu bestimmten Verhaltensweisen führen. Auch weißt du nun, was dich wirklich motiviert und antreibt und welche Einstellung bei der Erreichung deines Ziels hilfreich ist.
Nun kannst du dir überlegen, wie du statt deiner üblichen Gewohnheitshandlung auf einen Auslöser reagieren möchtest. Beispiel: Der Blick auf deine To-Do-Liste löst bei dir Unbehagen aus, sodass du sie am liebsten in die Ecke pfeffern und dich mit etwas anderem beschäftigen würdest.
Stattdessen aber behältst du sie in der Hand, nimmst einen tiefen Atemzug, setzt dich an den Schreibtisch und beginnst mit der nervigsten Aufgabe, die deine Liste hergibt. “Uff”, denkst du dir und widerstehst dem Drang, dich ganz schnell mit Facebook abzulenken, um deinen Schmerz zu lindern. “Ich schaffe das schon irgendwie”, sagst du dir, während du mit einem entschlossenen Blick in die Ferne schaust, die sich imaginär gerade an der Raufasertapete deiner Wohnzimmerwand abzeichnet.
Du stellst dir deinen Timer auf 20 Minuten. Dein Ziel ist, nur diese 20 Minuten am Ball zu bleiben. Die Hauptsache ist, dass du den ersten Schritt gegangen bist, alle weiteren Schritte werden dir leichter fallen. Welche Hindernisse begegnen dir auf diesem Weg und wie wirst du sie überwinden? Visualisiere alles bis ins kleinste Detail, damit du, wenn der Auslöser kommt, vorbereitet bist.
Tipp: Konzentriere dich auf den Prozess, nicht das Endergebnis. Du kannst mit dir zufrieden sein, wenn du auch nur fünf Minuten an deiner Aufgabe gearbeitet hast. So kommst du deinem Ziel näher – Schritt für Schritt.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Je häufiger du diesen Weg gehst, umso leichter wird es dir mit der Zeit fallen. Nimm dir immer wieder kleine Zeiteinheiten, um die ursprünglich unliebsamen Aufgaben zu erledigen. Es wird es dir mit der Zeit wesentlich leichter fallen. Deine Lernkurve verläuft nämlich exponentiell! Nach und nach bilden sich neue neuronale Verknüpfungen, die dir das Lernen erleichtern. Sobald du ein gewisses Maß an Kompetenz erlangt hast, wird es dir das Themengebiet weitaus mehr Freude bereiten. Nach einiger Zeit wird es dir möglich sein, im Flow-Zustand zu arbeiten. In diesem Zustand wird eine völlige Versunkenheit, wenn nicht sogar Verschmelzung mit dem Lerngegenstand/der Tätigkeit erlebt. Man muss sich nicht willentlich konzentrieren, die Konzentration kommt wie von selbst. Toll, oder?
Es funktioniert nicht!
Häufig brauchen wir mehrere Anläufe, bis wir wirklich eine Veränderung erwirken können. Lasse dich davon nicht entmutigen, das geht vielen Menschen so. Wenn es dir sehr schwer fällt, dann scheue dich nicht, andere Menschen um Hilfe zu fragen. Das kann ein Familienmitglied sein, ein Freund oder auch ein Coach/Berater, der in dem Thema versiert ist.
Wichtig ist, dass du dich nicht verurteilst. Selbst wenn du der größte Prokrastinierer auf diesem Planeten bist: mit dir ist alles vollkommen in Ordnung. Du hast bislang nur nicht gelernt, mit welchem günstigeren Verhalten du das gleiche Bedürfnis befriedigen kannst. Oder wer weiß – vielleicht machst du durch die Prokrastination gerade genau das, was für dich und deine Entwicklung wichtig ist? Nicht immer ist es die Arbeit, die uns im Leben voranbringt. Oftmals kommen uns gerade in Entspannungsphasen die wichtigsten Erkenntnisse. In unserer Leistungsgesellschaft sehen wir harte Arbeit als Ideal. Doch die Frage ist: Wie möchtest du dein Leben leben? Was soll Inhalt deines Lebens sein? Womit fühlst du dich gut und wohl? Was macht dich wirklich glücklich?
Aus meiner Sicht ist das Schaffen ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Aber alles muss in Balance zueinander stehen. Wie genau diese austariert wird, entscheidet und empfindet jeder für sich selbst.
Wenn es gar keine Prokrastination ist…
…sondern dein Arbeitsstil. Wir stellen uns immer vor, dass “Arbeiten” mit kraftvollem Handeln verbunden ist. Doch viele Hochbegabte verbringen viel Zeit ihrer Arbeit planend, tagträumend, diffus oder fokussiert denkend. Damit nutzen sie ihre Fähigkeiten optimal aus und sollten sich nicht einreden, dass sie faul seien, nur weil andere den Prozess ihrer Arbeit nicht observieren können. Es gibt durchaus Hochbegabte, die 90 % ihrer Zeit denkend verbringen und nur 10 % physisch tätig werden. Dabei erzielen sie erstaunliche Ergebnisse!
Darum ist es so wichtig, dass du wirklich ganz aufmerksam schaust, ob du vielleicht viel mehr arbeitest, als du denkst und das nur nicht erkennst, weil das nicht die übliche Art zu arbeiten ist.
Fazit
Prokrastination ist eine Gewohnheitsreaktion auf einen bestimmten Auslöser und ähnelt damit einer Sucht. Einer Gewohnheit/Sucht liegen immer bestimmte Überzeugungen und Glaubenssätze zu Grunde. Diese können wir hinterfragen und zu neuen Erkenntnissen über uns selbst und unsere Motive kommen. Haben wir erkannt, was wir eigentlich möchten, visualisieren wir Alternativverhalten, um die gewohnte Handlung zu ersetzen. Wenn wir dann mit dem Auslöser konfrontiert werden, wissen wir direkt, was wir statt des ungünstigen Verhaltens machen können. Das tolle ist: Wenn du in einem Bereich deine Prokrastination überwunden hast, wird es dir in anderen Bereichen auch viel leichter fallen. So ebnest du den Weg für deinen persönlichen Erfolg.
Wenn du dich selbst und dein Verhalten besser kennenlernen möchtest, kann die Potenzialanalyse ein wichtiges Werkzeug sein. Denn mit der Potenzialanalyse können wir nachvollziehen, welche Ursachen der Prokrastination zu Grunde liegen und wie du dich weiterentwickeln kannst, um das zu verwirklichen, was wirklich zu dir passt. Denn Prokrastination kann viele Ursachen haben, die sich oftmals mit der passenden Begleitung erstaunlich einfach lösen lassen.
Du möchtest, dass ich dich auf deinem Weg unterstütze? Schreibe mir gerne eine E-Mail an info@lisamariediel.de
Ich freue mich auf dich!
Literaturverzeichnis
Mehr davon?
Underachievement: Glück, Pech, Zufall oder doch die Fähigkeiten?
Motivation. Und was tun, wenn sie sich nicht blicken lässt?