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Es gibt Menschen, die zwar erfolgreich sind, sich aber gleichzeitig ständig Sorgen machen, jemand könnte erkennen, dass sie eigentlich gar nichts können. Dass sie nur Glück gehabt hätten und ihren Erfolg nicht verdienen würden – dass sie Hochstapler seien. Sie führen ihre Erfolge auf günstige Umstände oder ihre sehr intensive Vorbereitung zurück, aber nicht auf ihre eigenen Fähigkeiten.

Doch nicht alle vom Hochstapler-Syndrom Betroffene sind auch Hochleister. Da gibt es auch diejenigen, die eine solche Angst vor dem Versagen haben, dass sie sich lieber im Hintergrund halten und es oftmals gar nicht erst versuchen – sie glauben nicht an ihre Fähigkeiten, auch wenn diese objektiv gesehen durchaus vorhanden sind. Wenn sie doch etwas leisten müssen, dann schieben sie die Umsetzung gerne bis zur letzten Minute vor Abgabe. Oftmals steckt dahinter ein Mechanismus, mit dem der Selbstwert geschützt werden soll. Ein mögliches Versagen muss so nicht mit den eigenen Fähigkeiten verknüpft werden (weswegen ich mich als Person dann auch nicht schlecht fühlen muss), schließlich war es in der knappen Zeit gar nicht mehr möglich, das volle Potenzial auszuschöpfen. Möchtest du mehr über das Thema Prokrastination erfahren? Dann klicke hier und du gelangst du dem Artikel.

Was ist das Hochstapler-Syndrom?

Der Begriff des Hochstapler-Syndroms lässt sich zurückführen auf die Untersuchungen der Psychologinnen Pauline Clance und Suzanne Imes. Im Jahr 1978 veröffentlichten sie ihre Untersuchung mit dem Titel: „The Imposter Phenomenon in High Achieving Woman: Dynamics and Therapeutic Intervention“. Dafür befragten Sie Frauen, die objektiv gesehen durchaus sehr erfolgreich waren: Frauen, die Studienabschlüsse in diversen Disziplinen erworben hatten, respektierte Expertinnen in ihrem Feld oder für ihre akademische Exzellenz bekannte Studentinnen. Doch die Frauen fühlten sich nicht erfolgreich. Sie fühlten sich nicht so kompetent und intelligent, wie andere Personen es ihnen zuschrieben.

Sind nur Frauen betroffen?

Die beiden Forscherinnen erklärten als Ursache für das Hochstapler-Syndrom frühkindliche Dynamiken und die Beeinflussung durch gesellschaftlich stereotype Geschlechterrollen. Das ist nicht verwunderlich: Noch heute gibt es den „Gender Gap“. Mehr als 40 Jahre nach der Untersuchung von Clance und Imes hat sich natürlich vieles getan. Doch noch immer herrschen für Frauen nicht die gleichen Bedingungen vor wie für Männer. Noch immer gibt es bestimmte Klischees und Annahmen über die Geschlechterrollen, die den Frauen zum Nachteil gereichen. Nicht unerwähnt möchte ich aber die positive Entwicklung lassen und die vielen tollen Männer, die Frauen mit einem ehrlichen Respekt auf Augenhöhe begegnen. Aus meiner eigene Beratungspraxis kann ich sagen: Es gibt auch durchaus viele Männer, die ebenso vom Hochstapler-Syndrom betroffen sind. Das Phänomen ist also nicht ausschließlich auf Frauen begrenzt.

Tests aus dem Jahre 1984 zeigen, dass 70 % der Bevölkerung vorübergehende Hochstaplergefühle kennt – ganz besonders dann, wenn sie eine neue Aufgabe annehmen. Wenn du also gerade einen neuen Job begonnen hast, nimm deine Hochstaplergefühle mit Gelassenheit. Du darfst in deine Rolle durchaus hineinwachsen.

Hochstapler-Syndrom und Hochbegabung: Sie sehen ihre eigene Größe nicht

Alle vom Hochstapler-Syndrom Betroffenen eint, dass sie ihr Licht unter den Scheffel stellen. Viele von ihnen haben gar kein Gefühl für ihre eigene Leistungsfähigkeit entwickelt. So halten sie sich nicht selten für Versager, auch wenn objektive Beweise dagegen sprechen. Sie können ihre Erfolge nicht internalisieren.

Zu meinen ersten Gedanken über die Verknüpfung des Hochstapler-Syndroms mit Hochsensibilität und Hochbegabung zählten die Überlegungen von Wolfgang Schmidbauer in seinem Buch „Kassandras Schleier: Das Drama der hochbegabten Frau“. In seinem Buch beschreibt er die Schwierigkeit der Spiegelung der Hochbegabten in ihrer Umwelt. Der Mensch braucht die Spiegelung in anderen Menschen, um sich selbst wirklich sehen zu können. Dafür muss seine Spiegelung aber auch „groß“ genug sein. Andernfalls bleiben ihm nur Fragmente oder ein Zerrbild, das nicht der Realität entspricht. Der hochsensible und hochbegabte Mensch hat so nicht die Möglichkeit, sich selbst in seiner Ganzheit zu betrachten und muss sich andere Bezugspunkte suchen. 

Hochbegabte und Hochsensible müssen sich spiegeln können. Hochstapler-Syndrom.
Jeder Mensch muss sich in anderen spiegeln, um sich selbst sehen zu können – auch Hochsensible und Hochbegabte

So gibt es diejenigen, die sich in erster Linie an ihren eigenen Ansprüchen und an ihrer Erschöpfung orientieren. Es wenn sie wirklich nicht mehr können, haben sie genug getan. Das sind die Hochleister, die in schweren Fällen geradezu Raubbau an ihrem eigenen Körper betreiben. Ein Mechanismus, der in unserer aktuellen gesellschaftlichen Struktur bedauerlicherweise auch noch Anerkennung erhält.

Auf der anderen Seite sind dann aber eben auch diejenigen, die sich von der mangelnden eigenen Einordnung derart verunsichert fühlen, dass sie stets unter ihren Möglichkeiten bleiben. 

Das Selbstbild des Hochstaplers

Wird der hochsensible und hochbegabte Mensch zu wenig von seiner Umwelt bestätigt, entwickelt er kein gutes Selbstgefühl. Sein Bild von sich stimmt nicht mit seiner eigenen Leistungsfähigkeit überein. Er hält sich für irgendwie mangelhaft, nicht gut genug, nichts wert, dass er keinen Erfolg verdiene. Meist hält sich ein Gefühl im Vordergrund: die Angst. Die Angst, dass andere die vermeintliche Mangelhaftigkeit erkennen würden.

Wenn die Leistung selbstverständlich ist

Ein anderes Problem mag vielleicht auch darin liegen, dass Hochbegabte oft nichts von ihrer Hochbegabung wissen. Ihre Leistungsfähigkeit ist für sie selbstverständlich, sodass sie erstaunt reagieren, wenn sie dafür besondere Anerkennung erhalten. Doch mit einem gesunden Selbstgefühl können diese Rückmeldungen in das Selbst integriert werden. Beim Hochstapler-Syndrom bleibt jedoch genau das auf der Strecke.

Das Problem mit der Kausalattribuierung

In meinem Artikel über Kausalattribuierung und Selbstkonzept *klick* bin ich bereits auf die Auswirkungen der fehlerhaften Zuschreibung von Erfolg/Misserfolg auf Faktoren wie Glück, Zufall, Pech, Anstrengung und die eigenen Fähigkeiten eingegangen. 

Betroffene des Hochstapler-Syndroms führen ihre Erfolge meist auf alles zurück, nur nicht ihre eigenen Fähigkeiten. Sie hätten Glück gehabt, es wurden zufällig die richtigen Fragen gestellt, der Testleiter fand sie wohl sympathisch oder er habe ihnen eine gute Note gegeben, weil er nett sein wollte. Wenn du dich selbst in diesem Konzept wiederfindest, werden dir vermutlich noch einige weitere Erklärungen für deinen Erfolg einfallen. Das Problem ist nur, dass du mit derartigen Erklärungen nicht in der Lage bist, ein realistisches Selbstbild aufzubauen, um dich von den mit dem Hochstapler-Syndrom einhergehenden Ängsten zu befreien. 

Der Teufelskreis des Hochstapler-Syndroms

Selbst das tollste Lob und die größte Anerkennung ändern nichts an der inneren Einstellung des vom Hochstapler-Syndrom Betroffenen. 

Hochstapler-Syndrom: Ein Teufelskreis
Der Teufelskreis des Hochstapler-Syndroms

Vielleicht kennst du selbst folgenden Fall: Du bekommst eine neue Aufgabe übertragen, die bei dir Unbehagen und Unsicherheit auslöst, ob du die Anforderungen erfüllen kannst. Vielleicht fragst du dich: „Kann ich das schaffen? Bin ich gut genug? Die überschätzen meine Fähigkeiten!“ und stellst dir bereits vor, wie du versagen wirst. Nach dem ersten Schreck verfällst du in eines der beiden Muster:

1. Du setzt alles daran, um dein Ziel zu erreichen und dich auf keinen Fall bloßzustellen. Dafür arbeitest du rund um die Uhr und tust eigentlich viel zu viel.

2. Du zweifelst zu sehr an deinen eigenen Fähigkeiten und schützt deinen Selbstwert, in dem du entweder gar nichts tust, oder so lange prokrastinierst, bis dir nicht mehr genug Zeit bleibt. Dann kannst du dir zumindest sagen, dass dein potenzieller Misserfolg auf deiner mangelnden Anstrengung und nicht deinen Fähigkeiten beruht, was deinen Selbstwert schützt.

Ist die Aufgabe dann abgeschlossen, fühlst du dich erst einmal etwas besser. Bekommst du dann aber Lob und positives Feedback, scheint das irgendwie nicht richtig bei dir anzukommen. Du hörst es zwar, du fühlst es aber nicht. Manchmal kanzelst du die Rückmeldungen damit ab, dass du ja nur Glück gehabt hast oder dich so gut vorbereitet hast. So bleibst du in dem Glauben, dass du eigentlich gar nichts kannst. Diese Aufgabe konnte dich nicht von deinen Ängsten befreien.

Manchmal tritt sogar das Gegenteil ein, das dich in eine regelrechte Abwärtsspirale befördern kann. Dann nimmst du zwar das Lob und die Komplimente wahr, schenkst deinen eigenen Fähigkeiten aber immer noch kein Vertrauen, sondern fühlst dich sogar zusätzlich unter Druck gesetzt, weil bei den anderen die Erwartungen nach deinem Erfolg steigen. So strengst du dich das nächste Mal noch mehr an – so lange du noch kannst.

Der Hochstapler-Teufelskreis ist die Eintrittskarte ins Burnout

Wie du siehst, erfährst du bei jedem Durchgang jede Menge Stress und nur einen sehr kurzen Moment der Erleichterung, der durch deine negativen Gedanken über dich selbst sogleich wieder zunichte gemacht wird. Damit kommst du schnell in den Dauerstress, der dich in die Erschöpfung führt. Irgendwann verlierst du deine Motivation, die Stresssymptome nehmen Überhand. Deine Leistungsfähigkeit wird eingeschränkt, du wirst vergesslich, bekommst Konzentrationsstörungen, bist weniger produktiv als in guten Zeiten. Deine Ängste werden nun immer weiter befeuert, da du dir nun nicht einmal mehr den kurzen Moment des Aufatmens gönnen kannst, wenn du eine Aufgabe abgeschlossen hast. So kannst du psychisch immer instabiler werden.

Adaptiver und maladaptiver Perfektionismus
Maladaptiver und adaptiver Perfektionismus

Die Rolle des Perfektionismus

Vor einiger Zeit schrieb ich bereits einen Artikel über Perfektionismus *klick*. Perfektionismus ist nicht unbedingt etwas Negatives. Ganz im Gegenteil kann er die Triebfeder für neue Entwicklungen sein. Doch hier müssen wir unterscheiden zwischen dem adaptiven Perfektionismus und dem maladaptiven Perfektionismus. Bei ersterem geht es darum, eine Sache möglichst gut zu vollbringen, um der Sache willen. Beim zweiten geht es in erster Linie um die eigene Person, die durch den Perfektionismus geschützt werden soll.

Viele Hochsensible und Hochbegabte weisen parallel beide Formen des Perfektionismus auf. Zum einen haben sie stets ihr Ideal im Kopf, wie eine Sache sein kann. Zum anderen haben einige aber auch mit einem mangelnden Selbstgefühl zu kämpfen und versuchen dies durch ihre Leistungsfähigkeit zu kompensieren. Eine Strategie, die irgendwann zum Scheitern verurteilt ist.

Leidest du am Hochstapler-Syndrom?

Das Hochstapler-Syndrom kann sich auf unterschiedliche Weise äußern. Darum werden bei dir wahrscheinlich nicht alle Punkte zutreffen, da du eher zu der einen oder anderen Seite tendieren wirst. Grundsätzlich kannst du aber erkennen, ob du am Hochstapler-Syndrom leidest, wenn du:

  • dir oft Ziele setzt, die du eigentlich gar nicht erreichen kannst
  • selten stolz bist auf deine Leistungen und Erfolge nicht genießen kannst
  • dich schwer damit tust, Lob und Komplimente anzunehmen
  • es vermeidest mit deiner Arbeit sichtbar zu werden
  • deine eigene Intelligenz und Kompetenz herunterspielst
  • zur Prokrastination neigst (Blogartikel Prokrastination -> *klick*)
  • du immer neue Projekte anfängst und diese bei Schwierigkeiten wieder fallen lässt
  • dazu tendierst, keine neuen herausfordernden Projekte anzunehmen und so immer unter deinen Möglichkeiten bleibst
  • dich eher auf deine Schwächen als auf deine Stärken konzentrierst 
  • dir die größte Mühe gibst, Fehler zu vermeiden
  • eine enorme Angst vor dem Scheitern hast, was du rational selbst schon kaum nachvollziehen kannst
  • dich in deinem Alltag oft fachlich unterfordert fühlst
  • dich nicht traust nach einer Beförderung zu fragen, auch wenn du sie objektiv gesehen “verdienen würdest”

Dem Teufelskreis entkommen

Zurück zum Thema Kausalattribuierung. Wie schon beschrieben, führen Menschen, die vom Hochstapler-Syndrom betroffen sind, ihre Erfolge nicht auf ihre Fähigkeiten zurück, sondern erklären sie damit, dass sie „Glück gehabt“ hätten. Dies kann durchaus ein Selbstschutz sein, zum Beispiel wenn du Angst hast, dass nach einem Erfolg die Erwartungshaltung an dich steigt und du eine immense Sorge trägst, dass du einen Fehler machen könntest und einen Misserfolg erlebst, der dir sehr empfindlich weh tun kann. Fühle bitte einen Moment in dich hinein und stelle dir vor, dass du etwas richtig vermasselt hättest. Fühlt sich das angenehm, neutral, unangenehm oder gar richtig arg schmerzhaft an? Für uns Menschen ist es völlig normal, dass wir Schmerz vermeiden wollen. Das ist auch gut so. Doch zum Problem wird es, wenn wir demgegenüber emotional „dicht“ machen, weil wir dann nichts daraus lernen können. Andersherum neigen aber viele Hochsensible und Hochbegabte dazu, über Fehler tagelang zu grübeln, sich für ihr „Versagen“ zu verurteilen und damit ständig wieder von den Schmerzen gepeinigt werden. Da ist es doch kein Wunder, dass man Fehler vermeiden möchte, oder?

Misserfolge integrieren

Was du brauchst, ist die gesunde Fähigkeit der emotionalen Selbstregulation. Es ist gut, wenn du dir deine Fehler und Misserfolge anschaust, nur so kannst du daraus lernen. Doch irgendwann musst du es auch mal „gut sein lassen“. Betrachte einmal ganz nüchtern, welchen Informationsgehalt du aus den Emotionen, die auf deinen Misserfolg folgen, schließen kannst. Hast du die Botschaft verstanden? Dann ist es an der Zeit, die Emotion loszulassen.

Dich immer wieder mit deinen negativen Emotionen selbst zu geißeln, ist nicht nur unnötig, da du die Information ja bereits verstanden hast, sondern einfach nur gewalttätig dir selbst gegenüber. Würdest du einen anderen Menschen so leiden lassen, wie du mit dir umgehst?

Dabei musst du eines verstehen: Du geißelst dich selbst nicht, um dir zu schaden. Du gehst so mit dir um, weil du bewusst oder unbewusst der Meinung bist, dass du auf diese Art und Weise am besten dein Überleben sichern und deine Grundbedürfnisse erfüllen kannst – zu denen aus meiner Sicht auch der Kontakt zu anderen Menschen gehört. Wenn du meinst, dass du nicht „gut genug“ bist, siehst du dein soziales Ansehen als gefährdet, was in dir ganz grundlegende Ängste hervorrufen kann.

Oftmals ist es jedoch so, dass gerade dieser Prozess, in dem du nicht von deinen negativen Emotionen ablassen kannst, dich daran hindert in deinem Leben voranzukommen. Er nimmt dir die Energie, die du für deine Arbeit benötigst. Umso wichtiger ist, dass du lernst deine Fehler in dein Selbst zu integrieren – und dann loslässt.

Zugang zum Selbst herstellen

Voraussetzung dafür ist, dass du einen guten Zugang zu deinem Selbst hast. Dein Selbst gibt dir die Informationen darüber, wer du bist und was du in deinem Leben verwirklichen möchtest. Doch bei vielen Menschen ist dieser Zugang verschüttet, da ihr wahres Selbst von der Umwelt nicht bestätigt oder sogar abgelehnt wurde.

Dein Selbst kommuniziert mit dir durch deine Gefühle. Als Gefühle bezeichnen wir das Zusammenspiel von Affekten und Emotionen. Affekte sind das, was dir sagt, ob dir etwas guttut oder nicht. Also sehr einfache Gefühlsregungen. Manchmal wird dieses System auch als das Belohnungs- und Bestrafungssystem betitelt. Dies hilft dir zu unterscheiden, zu welchen Reizen du dich hinbewegst und vor welchen du lieber Reißaus nimmst. Emotionen beinhalten dann wiederum Kognitionen, d. h. bewusste oder unbewusste Überlegungen und Glaubenssätze.

Wenn Wissen alleine nicht ausreicht

Als vom Hochstapler-Syndrom Betroffener hilft dir dieser Artikel vielleicht, dass du dir überhaupt erst einmal der Tatsache bewusst wirst, dass du Erfolge nicht auf deine Fähigkeiten zurückführst. Das ist tatsächlich schon der erste Schritt, der dich aus dem Hochstapler-Syndrom herausführt.

Wenn du dir nun sagst: „Hey, kein Problem, jetzt weiß ich ja, wie kompetent ich bin“, dann wirst du an dieser Stelle als „geheilt“ entlassen ;-). Doch die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du es dir zwar sagst – aber nicht die dazugehörige Emotion spürst.

Dein emotionaler Kompass

Es ist an der Zeit, dass du Zugang zu deinem Selbst erhältst und von es all dem Geröll entrümpelst, was sich im Laufe deines Lebens angesammelt hat, um den Erwartungen deiner Umwelt zu entsprechen. Du musst lernen, dich selbst wirklich zu spüren. Einerseits kann dir tatsächlich die kognitive Auseinandersetzung mit Hochsensibilität/Hochbegabung und all den angrenzenden Themen helfen, um Glaubenssätze aufzudecken, die dir nicht gut tun.

Andererseits helfen dir sehr effektiv Übungen, mit denen du deinen Körper besser wahrnehmen kannst. Sehr hilfreich sind hierfür zum Beispiel Achtsamkeitsübungen. Horche in dich hinein und spüre ganz bewusst, wie sich deine Gefühle im Körper anfühlen. Was spürst du jetzt gerade? Wo spürst du es? Wie genau fühlt es sich an?

Je mehr du dir darüber gewahr wirst, wie sich dein Körper äußert, umso bessere Entscheidungen kannst du für dich selbst treffen. Du spürst dann blitzschnell, was dir guttut und was nicht. Gleichzeitig lernst du, deine Affekte separiert von den Kognitionen zu betrachten, was dir Freiheit schenkt in der Interpretation und Beurteilung deiner Lage.

Erfolge integrieren

Auch um deine Erfolge zu integrieren, musst du sie fühlen können. Achte bitte einmal darauf, wie du damit umgehst, wenn du einen objektiven Erfolg hast. Kannst du dich darüber freuen? Wenn nicht, dann ist für dich essenziell einen besseren Zugang zu deinem Selbst und deinen Gefühlen herzustellen.

Es kann sehr heilsam sein, deinen Erfolg mit anderen zu teilen. Gerade dann, wenn du selbst Schwierigkeiten hast, positive Gefühle in Bezug auf deine Leistungen zu spüren. Durch andere Menschen werden die passenden Gefühle auf dich rückgekoppelt – als Hochsensibler hast du an der Stelle aufgrund deiner aktiveren Spiegelneuronen sogar Vorteile ;-).

Suche dir Menschen, die sich ehrlich mit dir mitfreuen können. Die für dich vom ganzen Herzen das Beste wollen und die dich auch lieben, wenn du mal eine schlechte Phase hast. Mir ist bewusst, dass viele Menschen diesen Luxus nicht haben. Solche Bindungen aufzubauen braucht Zeit und vielleicht hast du Schwierigkeiten Menschen zu finden, die wirklich zu dir passen. Drum möchte ich dich ermuntern: Nutze die Möglichkeiten, die dir das Internet bietet. Hier haben es Hochbegabte und Hochsensible so viel leichter sich zu vernetzen und nach und nach können daraus tiefe Freundschaften entstehen. Wobei die Erfahrung zeigt, dass Hochsensible und Hochbegabte untereinander oft sehr schnell ein Gefühl entwickeln, als würden sie sich schon ewig kennen.

Und natürlich stehe ich dir in einer Beratung wie immer gerne zur Seite. Du bist nicht allein :-).

Ein Perspektivwechsel kann heilsam sein, auch für Hochsensible und Hochbegabte.
Ein Wechsel der Perspektive kann dir helfen zu verstehen, wie dein Leben von anderen wahrgenommen wird

 

Zusatzübung Perspektivwechsel

Manchmal kann es helfen, die eigene Lebensgeschichte mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Nimm dir dafür einen Stift und ein Blatt Papier zur Hand. Schreibe deine Geschichte so, als hätte eine andere Person sie erlebt. Setze am besten jemanden statt dir ein, von dem du eine hohe Meinung hast, zum Beispiel einen guten Freund oder auch eine prominente Person.

Wie beurteilst du die Geschichte aus dieser Perspektive? Dir wird wahrscheinlich auffallen, dass wir uns selbst gegenüber deutlich härter sind als zu anderen. Sprich mit möglichst vielen Menschen, die du als kompetent wahrnimmst, über das Hochstapler-Syndrom. Du wirst sehr schnell feststellen, dass es ganz viele Menschen gibt, denen es ähnlich geht wie dir.

Wessen Ziele erfüllst du eigentlich?

Eine Frage, die du dir im Kontext des Hochstapler-Syndroms unbedingt stellen solltest: Sind es wirklich deine eigenen Ziele, die du erfüllst? Oder sind es vielleicht sogar Ziele, die gar nicht deinen echten Bedürfnissen und Werten entsprechen?

Vielleicht erfüllst du fremde Erwartungen, ohne dir dessen wirklich bewusst zu sein. Natürlich sind wir auch mit eigenen Zielen nicht völlig frei, auch da gibt es immer wieder Menschen, die uns bewerten. Doch tritt das ein wenig in den Hintergrund, wenn du deine „Mission“ erfüllst.

Stelle dir ehrlich die Frage: „Was will ICH eigentlich mit meinem Leben anstellen?“

Denn so konzentrierst du dich weniger darauf, was andere von dir wollen und was sie über dich denken, sondern bleibst bei dir und deinen Wünschen für dein Leben. Du hast womöglich nur dieses eine Leben, fülle es mit Dingen, Erfahrungen und Gefühlen, die für DICH passen. Was nicht bedeutet, dass du damit egoistisch handeln musst. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Vermutlich bist du ebenfalls glücklich, wenn es Menschen, die du liebst, gut geht. Rutsche nicht ins andere Extrem und ziehe deinen möglicherweise engen Fokus von den anderen ab zu dir. Gehe einen Schritt zurück, damit du die Weite deines Lebens betrachten kannst. Und fühle in dich hinein, was dir guttut – und was nicht.

Fazit

Das Hochstapler-Syndrom ist ein komplexes Gefüge, dessen Ursachen divers sind. Du wirst nicht von heute auf morgen vom Hochstapler-Syndrom geheilt. Das ist ein Prozess, der dauern wird und vielleicht auch professionelle Hilfe erfordert. Doch jeder Schritt aus dem Hochstapler-Syndrom heraus ist ein Schritt in die richtige Richtung und wird mit einem Zuwachs an Energie und Lebensqualität belohnt.

Ich wünsche dir dabei alles Gute!


 

Du möchtest, dass ich dich auf deinem Weg unterstütze? Schreibe mir gerne eine E-Mail an info@lisamariediel.de

Ich freue mich auf dich!

Literaturverzeichnis