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Person füllt Test aus. Symbolbild für IQ-Test bei Hochbegabung.

 

Hochbegabung ist äußerlich nicht erkennbar. In Situationen, bei denen besondere Fähigkeiten nicht zum Tragen kommen können, werden Hochbegabte nicht auffallen. Es bedarf bestimmter Problemstellungen, Situationen und Gegebenheiten bei denen ihre Begabung sichtbar werden kann“ (Stapf, 2004, S. 14).

IQ-Tests und Hochbegabung

Eine mittels IQ-Test gemessene Begabung wird ab einem IQ von 130 als Hochbegabung bezeichnet. Hierbei ist wichtig, dass es sich bei dem Wert 130 um einen statistischen Wert handelt, der anzeigt, dass eine Person hinreichend überdurchschnittlich gut in dem Test abgeschlossen hat, sodass von einer Hochbegabung gesprochen werden kann. Qualitativ ist der Unterschied einer Person, die einen IQ von 131 hat im Gegensatz zu einer Person, die einen IQ von 128 erzielt, jedoch nicht in dem Maße gegeben, wie die starre Grenze einen glauben lassen könnte. Vielmehr scheint ein gradueller Anstieg der Intelligenz vorzuliegen (Reichardt, 2018).

IQ-Punktzahl Bedeutung Prozentrang in der Bevölkerung
130

Weit überdurchschnittlicher Begabungsbereich, Intellektuelle

Hochbegabung

2 %
120 – 129

Deutlich überdurchschnittlicher Begabungsbereich, in

Fachkreisen auch ≫Hochintelligenz≪ genannt

8 %
110 – 119 Überdurchschnittlicher Begabungsbereich 15 %
90 – 109 Durchschnittlicher Begabungsbereich 50 %
80 – 89 Unterdurchschnittlicher Begabungsbereich 15 %
70 – 79

Lernbehinderung

Deutlich unterdurchschnittlicher Begabungsbereich

8 %
70 Geistige Behinderung/weit unterdurchschnittlicher Begabungsbereich 2 %

Tabelle nach Germann-Tillmann et al., 2020, S. 104.

IQ-Test und Fehldiagnosen

Problematisch wird die IQ-Schwelle dann, wenn aufgrund eines zu niedrigen Ergebnisses der Zugang zu Förderprogrammen verwehrt wird oder bei Verhaltensauffälligkeiten Fehldiagnosen (Seite im Aufbau) auftreten. Beispielsweise werden hierbei Aussagen getroffen: „Ihr Kind ist mit einem IQ von 124 nicht hochbegabt. Daher liegen seine Verhaltensprobleme nicht daran, dass er unterfordert ist. Lassen sie ihn auf ADHS testen. Außerdem weist sein Sozialverhalten auf Autismus hin.“

Während keinesfalls ausgeschlossen ist, dass auch ein hochbegabtes Kind ADHS haben oder autistisch sein kann, ist dies eine Zuschreibung, die dem Wesen der hochbegabten Kinder oft nicht gerecht wird. Tatsächlich sind ADHS-Fehldiagnosen derart häufig, dass die American Psychiatric Association vor ADHS-Diagnosen bei hochbegabten Kindern warnt (Webb, 2015).

Zu beachten ist außerdem das Phänomen, dass viele Hochbegabte in einzelnen Untertests sehr hohe Ergebnisse erzielen, der Gesamt-IQ jedoch niedriger liegen kann. Nicht-homogene Ergebnisse innerhalb der einzelnen Untertests sind nicht selten (Reichardt, 2018). Liegen die Ergebnisse extrem weit auseinander, ist es sinnvoll, diese intensiv mit der/dem zuständigen Begabungsdiagnostiker/in zu besprechen. Auch wenn der Gesamt-IQ keine Hochbegabung ausweist, kann es sein, dass im Sinne der Persönlichkeitsentwicklung eine Identifikation mit der Thematik Hochbegabung aufgrund der Teilergebnisse angebracht ist.

Falsch-negative Ergebnisse/IQ-Test fällt zu niedrig aus

In der Praxis kommt es immer mal wieder vor, dass IQ-Tests zu niedrig ausfallen. Dies kann diverse Gründe haben, wie z. B. Prüfungsängste, Müdigkeit, ungünstiges Testumfeld (z. B. zu laut, unruhig) oder auch eine umgelernte Linkshändigkeit. Auch sind nicht alle Tests für die Diagnostik einer Hochbegabung geeignet, werden von in der Hochbegabungsdiagnostik unerfahrenen Diagnostikern allerdings dennoch verwendet (beispielsweise haben hochbegabte Kinder im WISC-V tendenziell zu niedrige Werte im Bereich Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit (Preckel & Vock, 2021). Die Gründe hierfür sind nicht bekannt).

Aus diesem Grund ist es so enorm wichtig, einen erfahrenen Begabungsdiagnostiker aufzusuchen. Falsch-positive Ergebnisse im IQ-Test, also solche, die zu gut ausfallen, gibt es hingegen nahezu nicht (und sind, falls sie doch auftreten, auf eine massive Inkompetenz des Diagnostikers zurückzuführen). Die Begabungsdiagnostikerin Dr. Beate Gerstenberger-Ratzeburg (2019, S. 24) sagt hierzu:

„Ein Mensch kann sich in einem Intelligenztest zwar dümmer stellen, aber niemals schlauer machen, als er ist. Durch ungünstige Umstände kann z. B. ein sehr intelligenter Mensch schlechter, aber niemals besser abschneiden, als es seinen Fähigkeiten entspricht.“

Eine Hochbegabung verwächst sich außerdem nicht. Ist einmal eine Hochbegabung mittels IQ-Test diagnostiziert, so gilt dieses Ergebnis auch. Ein weiterer Test ist nicht nötig, auch und insbesondere wenn dieser ein niedrigeres Ergebnis bescheinigt (was diverse Gründe haben kann).

Eine Hochbegabung muss auch nicht mit zwei Testungen bestätigt werden und die Ergebnisse können nicht gekauft werden (außer natürlich, der Begabungsdiagnostiker ist massiv inkompetent. Kein seriöser Diagnostiker würde einen Menschen mit einem zu guten Testergebnis in die Welt entlassen, denn das könnte wiederum Schaden verursachen, indem sich die Person überfordert bzw. überfordert wird. Damit ist niemandem geholfen).

Empfehlenswerte Begabungsdiagnostikerinnen für den IQ-Test

Meine Klienten lassen sich auf mein Anraten hin meist bei Dr. Gerstenberger-Ratzeburg oder bei Dr. Karin Joder testen. Mit diesen beiden sehr erfahrenen Diagnostikerinnen habe ich über die letzten Jahre durchweg sehr positive Erfahrungen gesammelt.

Mein Angebot: Potenzialanalyse

Ich selbst führe zum aktuellen Zeitpunkt keine IQ-Tests durch. Dafür biete ich nach erfolgter IQ-Testung die wissenschaftlich fundierte Potenzialanalyse an, mit der wir herausfinden können, wie du dein enormes intellektuelles und emotionales Potenzial in die Welt bringen kannst. Denn wenn wir mit uns selbst im Einklang sind und unsere Hochbegabung sowie eine eventuelle Hochsensibilität leben, können wir einerseits einen gewichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten, andererseits bringt es uns aber auch unser ganz individuelles Lebensglück. Wir haben mehr Energie, sind zufriedener und fühlen uns wohl in unserer Haut.

Die Potenzialanalyse biete ich in der abgespeckten Form auch für Jugendliche an. Hier wird ein Untertest weniger erhoben. Hintergrund hierbei ist, dass Jugendliche sich noch in der Entwicklung befinden und daher der präfrontale Cortex noch nicht ganz ausgereift ist. Aber auch die anderen Tests, welche die Selbststeuerungsfähigkeiten und die Motivstruktur erfassen, geben uns wertvolle Hinweise darauf, welcher (Berufs-)Weg für den begabten Jugendlichen passend sein könnte und was dafür getan werden kann, um eventuelles Underachievement zu überwinden.

Für Kinder ab 11 Jahren biete ich einen Lernkompetenztest an, der ebenfalls die Motivstruktur testet und fundamentale Aussagen über die Selbststeuerungsfähigkeiten des Kindes liefert.

 

Literatur:
German-Tillmann, Theres; Joder, Karin; Treier, René; Vroomen-Marell, Renée (2021): Hochbegabung und Hochsensibilität. Klett-Cotta.
Gerstenberger-Ratzeburg, Beate (2019). Diagnoseteufel. Hochbegabung oder Krankheit? BoD – Books on Demand.
Preckel, Franzis; Vock, Miriam (2013). Hochbegabung. Ein Lehrbuch zu Grundlagen, Diagnostik und Fördermöglichkeiten. Hogrefe.
Reichardt, Eliane (2018). Hochbegabt?. Irisiana.
Stapf, Aiga (2004). Hochbegabte Kinder. Persönlichkeit, Entwicklung, Förderung. C.H. Beck.
Webb, James T. (2015). Doppeldiagnosen und Fehldiagnosen bei Hochbegabung. Hogrefe.

Literaturverzeichnis