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Deep Ocean als Symbolbild für die tiefe Persönlichkeit von Hochbegabten

Weisen Hochbegabte besondere Persönlichkeitsmerkmale auf? Laut Preckel & Vock (2021) wird die Frage, ob sich Hochbegabte neben der Intelligenz und Leistungsfähigkeit in anderen Persönlichkeitsmerkmalen von nicht hochbegabten Personen unterscheiden, in der Fachwelt kontrovers diskutiert. Bisher als gesichert kann angenommen werden, dass die Hypothese, eine Hochbegabung ginge einher mit „mit auffälligem Verhalten, nicht adaptiven Persönlichkeitsmerkmalen und geringeren sozio-emotionalen Fähigkeiten wie einem Mangel an sozialen Kompetenzen oder mit emotionaler Gestörtheit („Genie und Wahnsinn“)“ als widerlegt betrachtet werden darf (Preckel & Vock, 2021, S. 102). 

Stattdessen kann davon ausgegangen werden, dass die meisten Hochbegabten nicht mehr soziale oder emotionale Probleme haben, sondern eine mindestens vergleichbare bis tendenziell bessere sozial-emotionale Anpassung zeigen (Preckel & Vock, 2021).

Natürlich gilt das nicht für alle Hochbegabte. Liegen Schwierigkeiten im familiären und schulischen Umfeld vor, können auch bei Hochbegabten Probleme entstehen, welche zu einer Beeinträchtigung der Entwicklung führen können. Weiterhin könnte die Anzahl und Intensität der Overexcitabilities (siehe Blogartikel “Overexcitabilities” – mit Overexcitabilities wird eine gesteigerte Aktivität des Nervensystems beschrieben, die bei Hochbegabten auftreten und sich in unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen manifestieren kann) allerdings das Auftreten von Angst und Stimmungsschwankungen begünstigen (Gallagher, 2022, Minute 37:31).

Wissenschaftlich belegt: Hochbegabte ticken anders!

Neben der Intelligenz hat sich die Persönlichkeit als das Merkmal erwiesen, das am besten eine breite Palette menschlicher Verhaltensweisen vorhersagt, darunter Leistung, beruflichen Erfolg, Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit. 

Nach dem Fünf-Faktoren-Modell, das die Persönlichkeit in fünf grundlegende Faktoren einteilt, wurden bei einem Faktor in mehreren Studien abweichende Werte im Vergleich zu nicht hochbegabten Personen gefunden. Das Fünf-Faktoren-Modell gilt der “Goldstandard” der Persönlichkeitspsychologie und erlaubt verlässliche Aussagen über die folgenden fünf Persönlichkeitsdimensionen (bevor du es dir durchliest – es gibt viele kostenlose Onlinetests im Internet zum
Big Five. Wie schneidest du ab? ;): 

 

Geringe Ausprägung

Hohe Ausprägung

Ergebnisse bei Hochbegabung

Extraversion

Eine Person mit geringer Ausprägung der Extraversion hat eine zurückhaltendere und introvertiertere Natur. Sie bevorzugt häufig ruhigere Umgebungen und zieht sich möglicherweise eher zurück, anstatt sich aktiv in soziale Interaktionen zu stürzen. Diese Person neigt dazu, weniger gesprächig zu sein und fühlt sich möglicherweise nicht immer wohl dabei, im Mittelpunkt zu stehen. Ihre Energie ist oft weniger ausgeprägt und sie sucht möglicherweise weniger aktiv nach neuen Erfahrungen oder Herausforderungen. Insgesamt bevorzugt sie möglicherweise eine ruhigere, weniger aktive Lebensweise und zieht es vor, in kleineren sozialen Kreisen zu interagieren.

Eine Person mit hoher Extraversion zeigt eine starke Neigung zu geselligem Verhalten, offenem Austausch und einem energetischen Lebensstil. Sie genießt soziale Interaktionen, ist gesprächig und aktiv in verschiedenen Bereichen. Diese Person ist unternehmungslustig, immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen und knüpft leicht neue Beziehungen. Insgesamt lebt sie ein aktives, kommunikatives und abwechslungsreiches Leben.

Hochbegabte sind laut Studien im Schnitt weder mehr noch weniger extravertiert als nicht hochbegabte Personen, wenngleich Brackmann (2012) angibt, dass der Grad der Introvertiertheit mit dem IQ steigt.

Das Konzept der Extraversion vs. Introversion steht allerdings auch unter Kritik: So kann ein Mensch zwar sozial nicht sehr gesellig (d. h. introvertiert) sein, kann gleichzeitig aber eine erlebnishungrige, aktive und fröhliche Person sein (Kuhl, 2009). Schließlich kann auf der Temperamentsebene durchaus einiges an Energie zur Verfügung stehen, das soziale Interesse (Beziehungsmotivation) ist aber möglicherweise nicht so hoch. Hier differenziert der Big Five zunächst einmal nicht, abseits der Subkategorien – bitte im Hinterkopf behalten.

Neurotizismus

Mit einer eher geringen Ausprägung von Neurotizismus zeigt eine Person eine ruhige und stabile emotionale Natur. Sie ist weniger anfällig für Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit oder übermäßige Sorgen. Diese Person neigt dazu, Herausforderungen und stressige Situationen gelassen anzugehen und bleibt in der Regel auch in schwierigen Zeiten ruhig und gefasst. Sie zeigt eher ein hohes Maß an emotionaler Stabilität und innerer Ausgeglichenheit. Insgesamt ist sie weniger anfällig für negative Emotionen und kann ein ruhiges, kontrolliertes Leben führen.

Demgegenüber neigt jemand mit höheren Neurotizismuswerten zu häufigeren Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit und übermäßigen Sorgen. Diese Person könnte empfindlicher auf Stress reagieren und Schwierigkeiten haben, sich in stressigen Situationen zu beruhigen. Sie ist anfälliger für negative Emotionen wie Angst, Depression und Frustration. Insgesamt könnte ihr Leben von einem höheren Maß an emotionaler Turbulenz geprägt sein, was sich auf ihre Fähigkeit auswirken könnte, mit Herausforderungen umzugehen und ein Gefühl der inneren Ruhe aufrechtzuerhalten.

Laut Studien zeigen Hochbegabte im Schnitt minimal niedrigere Neurotizismuswerte, insbesondere sind sie weniger ängstlich. Liegen Probleme vor, so sind sie wahrscheinlich nicht alleine auf die Hochbegabung zurückzuführen. Allerdings kann eine nicht gesehene und nicht geförderte Hochbegabung durchaus zu Problemen führen (Gerstenberger-Ratzeburg, 2019).

Offenheit für neue Erfahrungen

Jemand mit einer geringen Ausprägung zeigt tendenziell eine Vorliebe für Vertrautes und Bewährtes. Die Person hat weniger Interesse an abstrakten Ideen oder unkonventionellen Konzepten und bevorzugt Routinen und bekannte Herangehensweisen. Diese Person könnte weniger neugierig sein und sich weniger für neue Erfahrungen öffnen. Sie neigt dazu, traditionelle Werte und Konventionen zu schätzen und fühlt sich weniger wohl dabei, sich auf ungewohnte Situationen einzulassen. Insgesamt ist sie eher konservativ und zurückhaltend, wenn es um das Entdecken neuer Ideen und Möglichkeiten geht.

Eine Person mit hoher Ausprägung von Offenheit für neue Erfahrungen zeigt tendenziell eine starke Neigung zu kreativem Denken, Fantasie und einem breiten Interesse an verschiedenen Ideen und Konzepten. Sie ist offen für neue Erfahrungen und sucht aktiv nach Möglichkeiten, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Diese Person ist oft neugierig und abenteuerlustig, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und unkonventionellen Lösungen. Sie schätzt Vielfalt und Originalität und ist bereit, neue Perspektiven zu erkunden. Insgesamt ist sie kreativ, einfallsreich und bereit, sich auf neue und ungewöhnliche Lebenswege einzulassen.

Hier zeigen sich große Unterschiede: Tatsächlich sind Hochbegabte deutlich offener für neue Erfahrungen als nicht hochbegabte Menschen! Hierauf gehen wir im weiteren Verlauf des Artikels noch genauer ein.

Verträglichkeit

Eine Person mit niedriger Verträglichkeit zeigt tendenziell weniger Bereitschaft zur Empathie, Kooperation und Konfliktlösung in sozialen Interaktionen. Ihr Mangel an Mitgefühl und Empathie kann zu Schwierigkeiten führen, harmonische Beziehungen aufrechtzuerhalten, da sie eher konfrontativ und weniger einfühlsam sein kann. Diese Person könnte weniger darauf bedacht sein, andere zu unterstützen, und stattdessen eher ihre eigenen Interessen verfolgen. Sie zeigt möglicherweise weniger Geduld und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Ansichten und ist weniger bereit, Kompromisse einzugehen. Insgesamt könnte sie eher egozentrisch und weniger daran interessiert sein, das Wohl anderer zu fördern.

Mit hoher Verträglichkeit zeigt eine Person eine ausgeprägte Neigung zur Empathie, Kooperation und Harmonie in sozialen Situationen. Sie ist einfühlsam und bemüht sich aktiv darum, das Wohlergehen anderer zu fördern und Konflikte friedlich zu lösen. Diese Person zeigt Mitgefühl und Verständnis für die Bedürfnisse anderer und ist bereit, ihnen zu helfen, wo sie kann. Sie ist geduldig, tolerant und offen für unterschiedliche Perspektiven, und sie bevorzugt Kompromisse und Zusammenarbeit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Insgesamt ist sie liebevoll, unterstützend und bestrebt, ein positives soziales Umfeld zu schaffen.

Hochbegabte haben hier im Schnitt durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Werte.

Gewissenhaftigkeit

Eine geringe Gewissenhaftigkeit geht einher
mit einer Neigung zu Unzuverlässigkeit, Nachlässigkeit und einem Mangel an Selbstkontrolle. Die Person könnte dazu neigen, ihre Verantwortlichkeiten zu vernachlässigen, Deadlines zu verschieben und Aufgaben unvollständig zu erledigen. Diese Person könnte weniger strukturiert und organisiert sein und möglicherweise Schwierigkeiten haben, langfristige Ziele zu verfolgen. Ihr Mangel an Selbstdisziplin könnte zu impulsivem Verhalten und einer geringeren Fähigkeit führen, ihre Handlungen zu planen und vorauszusehen. Insgesamt könnte sie eher unzuverlässig und inkonsequent sein, wenn es darum geht, Verpflichtungen zu erfüllen und Ziele zu erreichen.

Mit einer hohen Ausprägung der Gewissenhaftigkeit geht eine eine ausgeprägte Neigung zur Zuverlässigkeit, Organisation und Selbstkontrolle einher. Die Person ist gewissenhaft und konzentriert sich darauf, ihre Verantwortlichkeiten gewissenhaft zu erfüllen und Ziele konsequent zu verfolgen. Diese Person legt großen Wert auf Struktur und Ordnung und neigt dazu, ihre Zeit effizient zu nutzen. Sie ist diszipliniert und kann sich gut selbst motivieren, um langfristige Ziele zu erreichen. Ihr ausgeprägtes Pflichtbewusstsein führt dazu, dass sie Aufgaben mit Sorgfalt und Genauigkeit erledigt. Insgesamt ist sie zuverlässig, organisiert und engagiert, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen und Verpflichtungen zu erfüllen.

Hochbegabte sind weder mehr noch weniger gewissenhaft als nicht hochbegabte Menschen.

Extraversion

Geringe Ausprägung: Eine Person mit geringer Ausprägung der Extraversion hat eine zurückhaltendere und introvertiertere Natur. Sie bevorzugt häufig ruhigere Umgebungen und zieht sich möglicherweise eher zurück, anstatt sich aktiv in soziale Interaktionen zu stürzen. Diese Person neigt dazu, weniger gesprächig zu sein und fühlt sich möglicherweise nicht immer wohl dabei, im Mittelpunkt zu stehen.
Ihre Energie ist oft weniger ausgeprägt und sie sucht möglicherweise weniger aktiv nach neuen Erfahrungen oder Herausforderungen. Insgesamt bevorzugt sie möglicherweise eine ruhigere, weniger aktive Lebensweise und zieht es vor, in kleineren sozialen Kreisen zu interagieren.

Hohe Ausprägung: Eine Person mit hoher Extraversion zeigt eine starke Neigung zu geselligem Verhalten, offenem Austausch und einem energetischen Lebensstil. Sie
genießt soziale Interaktionen, ist gesprächig und aktiv in verschiedenen Bereichen. Diese Person ist unternehmungslustig, immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen und knüpft leicht neue Beziehungen. Insgesamt lebt sie ein aktives, kommunikatives und abwechslungsreiches Leben.

Ergebnisse bei Hochbegabten: Hochbegabte sind laut Studien im Schnitt weder mehr noch weniger extravertiert als nicht hochbegabte Personen, wenngleich Brackmann (2012) angibt, dass der Grad der Introvertiertheit mit dem IQ steigt.

Das Konzept der Extraversion vs. Introversion steht allerdings auch unter Kritik: So kann ein Mensch zwar sozial nicht sehr gesellig (d.
h. introvertiert) sein, kann gleichzeitig aber eine erlebnishungrige, aktive und fröhliche Person sein (Kuhl, 2009). Schließlich kann auf der Temperamentsebene durchaus einiges an Energie zur Verfügung stehen, das soziale Interesse (Beziehungsmotivation) ist aber möglicherweise nicht so hoch. Hier differenziert der Big Five zunächst einmal nicht, abseits der Subkategorien – bitte im Hinterkopf behalten. 

Neurotizismus

Geringe Ausprägung: Mit einer eher geringen Ausprägung von Neurotizismus zeigt eine Person eine ruhige und stabile emotionale Natur. Sie ist weniger anfällig für Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit oder übermäßige Sorgen. Diese Person neigt dazu, Herausforderungen und stressige Situationen gelassen anzugehen und bleibt in der Regel auch in schwierigen Zeiten ruhig und gefasst. Sie zeigt eher ein hohes Maß an emotionaler Stabilität und innerer Ausgeglichenheit. Insgesamt ist sie weniger anfällig für negative Emotionen und kann ein ruhiges, kontrolliertes Leben führen. 

Hohe Ausprägung: Demgegenüber neigt jemand mit höheren Neurotizismuswerten zu häufigeren Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit und übermäßigen Sorgen. Diese Person könnte empfindlicher auf Stress reagieren und Schwierigkeiten haben, sich in stressigen Situationen zu beruhigen. Sie ist anfälliger für negative Emotionen wie Angst, Depression und Frustration. Insgesamt könnte ihr Leben von einem höheren Maß an emotionaler Turbulenz geprägt sein, was sich auf ihre Fähigkeit auswirken könnte, mit Herausforderungen umzugehen und ein Gefühl der inneren Ruhe aufrechtzuerhalten. 

Ergebnisse bei Hochbegabten: Laut Studien zeigen Hochbegabte im Schnitt minimal niedrigere Neurotizismuswerte, insbesondere sind sie weniger ängstlich. Liegen Probleme vor, so sind sie wahrscheinlich nicht alleine auf die Hochbegabung zurückzuführen. Allerdings kann eine nicht gesehene und nicht geförderte Hochbegabung durchaus zu Problemen führen (Gerstenberger-Ratzeburg, 2019).

 

Offenheit für neue Erfahrungen

Geringe Ausprägung: Jemand mit einer geringen Ausprägung zeigt tendenziell eine Vorliebe für Vertrautes und Bewährtes. Die Person hat weniger Interesse an abstrakten Ideen oder unkonventionellen Konzepten und bevorzugt Routinen und bekannte Herangehensweisen. Diese Person könnte weniger neugierig sein und sich weniger für neue Erfahrungen öffnen. Sie neigt dazu, traditionelle Werte und Konventionen zu schätzen und fühlt sich weniger wohl dabei, sich auf ungewohnte Situationen einzulassen. Insgesamt ist sie eher konservativ und zurückhaltend, wenn es um das Entdecken neuer Ideen und Möglichkeiten geht. 

Hohe Ausprägung: Eine Person mit hoher Ausprägung von Offenheit für neue Erfahrungen zeigt tendenziell eine starke Neigung zu kreativem Denken, Fantasie und einem breiten Interesse an verschiedenen Ideen und Konzepten. Sie ist offen für neue Erfahrungen und sucht aktiv nach Möglichkeiten, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Diese Person ist oft neugierig und abenteuerlustig, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und unkonventionellen Lösungen. Sie schätzt Vielfalt und Originalität und ist bereit, neue Perspektiven zu erkunden. Insgesamt ist sie kreativ, einfallsreich und bereit, sich auf neue und ungewöhnliche Lebenswege einzulassen. 

Ergebnisse bei Hochbegabten: Hier zeigen sich große Unterschiede: Tatsächlich sind Hochbegabte deutlich offener für neue Erfahrungen als nicht hochbegabte Menschen!

Verträglichkeit

Geringe Ausprägung: Eine Person mit niedriger Verträglichkeit zeigt tendenziell weniger Bereitschaft zur Empathie, Kooperation und Konfliktlösung in sozialen Interaktionen. Ihr Mangel an Mitgefühl und Empathie kann zu Schwierigkeiten führen, harmonische Beziehungen aufrechtzuerhalten, da sie eher konfrontativ und weniger einfühlsam sein kann. Diese Person könnte weniger darauf bedacht sein, andere zu unterstützen, und stattdessen eher ihre eigenen Interessen verfolgen. Sie zeigt möglicherweise weniger Geduld und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Ansichten und ist weniger bereit, Kompromisse einzugehen. Insgesamt könnte sie eher egozentrisch und weniger daran interessiert sein, das Wohl anderer zu fördern. 

Hohe Ausprägung: Mit hoher Verträglichkeit zeigt eine Person eine ausgeprägte Neigung zur Empathie, Kooperation und Harmonie in sozialen Situationen. Sie ist einfühlsam und bemüht sich aktiv darum, das Wohlergehen anderer zu fördern und Konflikte friedlich zu lösen. Diese Person zeigt Mitgefühl und Verständnis für die Bedürfnisse anderer und ist bereit, ihnen zu helfen, wo sie kann. Sie ist geduldig, tolerant und offen für unterschiedliche Perspektiven, und sie bevorzugt Kompromisse und Zusammenarbeit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Insgesamt ist sie liebevoll, unterstützend und bestrebt, ein positives soziales Umfeld zu schaffen.

Ergebnisse bei Hochbegabten: Hochbegabte haben hier im Schnitt durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Werte. 

Gewissenhaftigkeit

Geringe Ausprägung: Eine geringe Gewissenhaftigkeit geht einher
mit einer Neigung zu Unzuverlässigkeit, Nachlässigkeit und einem Mangel an Selbstkontrolle. Die Person könnte dazu neigen, ihre Verantwortlichkeiten zu vernachlässigen, Deadlines zu verschieben und Aufgaben unvollständig zu erledigen. Diese Person könnte weniger strukturiert und organisiert sein und möglicherweise Schwierigkeiten haben, langfristige Ziele zu verfolgen. Ihr Mangel an Selbstdisziplin könnte zu impulsivem Verhalten und einer geringeren Fähigkeit führen, ihre Handlungen zu planen und vorauszusehen. Insgesamt könnte sie eher unzuverlässig und inkonsequent sein, wenn es darum geht, Verpflichtungen zu erfüllen und Ziele zu erreichen. 

Hohe Ausprägung: Mit einer hohen Ausprägung der Gewissenhaftigkeit geht eine eine ausgeprägte Neigung zur Zuverlässigkeit, Organisation und Selbstkontrolle einher. Die Person ist gewissenhaft und konzentriert sich darauf, ihre Verantwortlichkeiten gewissenhaft zu erfüllen und Ziele konsequent zu verfolgen. Diese Person legt großen Wert auf Struktur und Ordnung und neigt dazu, ihre Zeit effizient zu nutzen. Sie ist diszipliniert und kann sich gut selbst motivieren, um langfristige Ziele zu erreichen. Ihr ausgeprägtes Pflichtbewusstsein führt dazu, dass sie Aufgaben mit Sorgfalt und Genauigkeit erledigt. Insgesamt ist sie zuverlässig, organisiert und engagiert, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen und Verpflichtungen zu erfüllen. 

Ergebnisse bei Hochbegabung: Hochbegabte sind im Durchschnitt weder mehr noch weniger gewissenhaft als nicht hochbegabte Menschen.

Was bedeutet es genau, offener für neue Erfahrungen zu sein?

Hochbegabte schneiden also in den Persönlichkeitsdimensionen Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit nicht maßgeblich anders ab, als nicht hochbegabte Menschen. Nur im Bereich “Offenheit für neue Erfahrungen” zeigen sie eine starke Tendenz gegenüber nicht hochbegabten Menschen, eine starke Ausprägung vorzuweisen (an dieser Stelle sei aber erwähnt: Es gibt durchaus auch normalbegabte Menschen, die hier hohe Werte erzielen und im Gegensatz dazu, auch vereinzelt Hochbegabte, die hier niedrig scoren).

Insgesamt scheint die Offenheit für neue Erfahrungen aber ein interessanter Indikator für das Vorliegen einer Hochbegabung zu sein. Schauen wir uns also an, wie sich so ein Mensch verhalten könnte. Hierfür werfen wir zunächst einen Blick auf die sechs Subkategorien für Offenheit für neue Erfahrungen, um zu verstehen, was eigentlich dahinter steckt:

  • Offenheit für Ideen: Personen mit hoher Offenheit für Ideen sind typischerweise neugierig, einfallsreich und bereit, neue Denkweisen zu erforschen. Sie sind oft kreativ und innovativ in ihrem Denken und Handeln
  • Offenheit für Fantasie: Menschen, die hohe Werte im Bereich in Offenheit für Fantasie haben, neigen dazu, eine lebhafte Vorstellungskraft zu haben, gerne neue Ideen zu erforschen und alternative Perspektiven einzunehmen. Sie sind oft kreativ, träumerisch und offen für unkonventionelle Denkweisen.
  • Offenheit für Ästhetik: Menschen mit hohen Werten zeigen ein starkes Interesse an Kunst und Musik und eine große Wertschätzung für Schönheit und Natur.
  • Offenheit für Gefühle: Personen, die hoch in Offenheit für Gefühle scoren, neigen dazu, intensive Emotionen zu erleben und auszudrücken. Sie sind oft kreativ, einfühlsam und sensibel für ihre eigenen und die Gefühle anderer.
  • Offenheit für neue Erfahrungen und Handlungen Abenteuerlust. Personen, die hoch in Offenheit für Erfahrungen scoren, neigen dazu, offen für neue Ideen, kulturelle Erfahrungen und Abenteuer zu sein, was sich auch auf ihre Bereitschaft auswirken kann, neue Handlungen zu ergreifen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Insgesamt weisen sie eine erhöhte Bereitschaft zur Aktivität und Exploration auf. 
  • Offenheit für Werte: Hier geht es um ein starkes Bewusstsein für moralische und ethische Prinzipien sowie eine hohe Toleranz und Akzeptanz gegenüber Vielfalt. Eine Person, die hier eine starke Ausprägung hat, engagiert sich möglicherweise aktiv für soziale Gerechtigkeit und das Wohl anderer, während sie ihre persönliche Lebensphilosophie auf ihren Werten und Überzeugungen aufbaut. Diese Person reflektiert oft über ihre eigenen Werte und ist offen für persönliches Wachstum und Veränderung in diesem Bereich.

Eine "typische" hochbegabte Person

Natürlich scoren auch hier nicht alle Hochbegabten in gleichen Maße innerhalb der Subkategorien. Doch wir können von einer gewissen Tendenz ausgehend, welche die typischen Persönlichkeitsmerkmale von hochbegabten Personen beschreibt. Es gibt auch hochbegabte Menschen, die überhaupt nicht offen für neue Erfahrungen sind, auch wenn diese eher selten sein dürften. Es kann auch sein, dass jemand nur in 2-3 Subkategorien hohe Werte aufweist, aber in den anderen nicht. Nachfolgend beschreibe ich eine “typische” hochbegabte Person, die in allen Bereichen hoch scort:

Diese Person ist ständig auf der Suche nach neuen Denkweisen und Ideen und interessiert sich für ein breites Spektrum an Themen, von Quantenphysik über Hundeerziehung bis zur Kunstgeschichte. Sie sucht kontinuierlich nach neuen Wegen, um diese zu erforschen und zu verstehen. Ich erlebe oft, dass Hochbegabte von ihren vielen Interessen verwirrt sind, weil sie von ihrem Umfeld gespiegelt bekommen, dass sie sich doch auf eine Sache festlegen sollen. Diese Vielbegabung ist aber völlig normal für Hochbegabte und kann eine enorme Ressource darstellen! Wie Barbara Sher (2012) in ihrem Buchtitel ausdrückt “Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast”. Oftmals denken wir, dass wir uns im Spezialistentum auf eine Sache beschränken müssten, dabei ist es aber oft die interdisziplinäre Vielfalt, welche die Arbeit so besonders macht und neue, innovative Wege eröffnet. Zum Thema Scannerpersönlichkeit/Vielbegabung werde ich noch einen gesonderten Blogartikel verfassen.

Interessant ist an der Stelle, dass nicht alle Hochbegabten in schulischen oder universitären Situationen gut zurechtkommen. Denn hierbei wird ein Curriculum vorgegeben, was die Entdeckerfreude der Hochbegabten einschränken kann. Personen, die in so einem Umfeld gut performen, sind oftmals besonders leistungsmotivierte Menschen. Eine Leistungsmotivation ist aber immer wirkungsorientiert, d. h. es geht darum, etwas zu schaffen – einem Ziel näher zu kommen. Bei der Entdeckerfreude geht es aber eher um eine erlebnisorientierte Motivationsform, die nicht davon lebt, ein Ziel zu erreichen, sondern es wird einfach aus Lust und Freude erkundet. Natürlich können aber auch beide Motivationsformen gleichzeitig vorhanden sein (welche Motive vorliegen und ob diese auch emotional unterfüttert sind – oft unterscheidet sich das von unserem Selbstkonzept, d. h. wir glauben, wir seien ganz besonders beziehungsmotiviert, dabei liegt z. B. eher eine unentdeckte Machtmotivation vor – kann im Rahmen der TOP-Diagnostik/Potenzialanalyse getestet werden).

Mit einer ausgeprägten Vorstellungskraft ist die Person in der Lage, alternative Perspektiven zu erkunden und kreative Lösungsansätze zu finden. Sie kann sich vorstellen, wie die Welt aus der Sicht einer anderen Person oder oder eines Tieres aussieht und gewinnt daraus neue Einsichten. Dies bildet die Grundlage für die kognitive Empathie (“ich verstehe, wie du dich fühlst, weil ich mich gedanklich und intuitiv in deine Situation hineinversetze”). 

Ihr starkes Interesse an ästhetischen Erfahrungen kann sich in ihrem regelmäßigen Besuch von Kunstgalerien und Konzerten zeigen, sofern hierfür spezifisch Interesse besteht. Viele Hochbegabte sind auch sehr naturverbunden und genießen ausgedehnte Spaziergängen in der Natur, um die Schönheit der Welt um sie herum zu erleben und zu schätzen. Weiterhin sind auch viele ästhetisch sensible Menschen sehr kreativ – im klassischen Sinne, wie z. B. im Malen, Zeichnen, Musizieren, aber auch kreatives, assoziatives Denken und bestimmte Formen von Humor sind hiermit gemeint. Nicht umsonst beschreibt die Begabungsforscherin Shelagh Gallagher (2022) die Offenheit für neue Erfahrungen als die Brücke zur Kreativität.

Offenheit für neue Erfahrungen, die Brücke zwischen Intelligenz und Kreativität - Persönlichkeitsmerkmal bei Hochbegabung
Offenheit für Erfahrungen als Brücke zwischen Intelligenz und Kreativität

Mit einer stark ausgeprägten Offenheit für Emotionen erlebt diese Person ihre eigenen Gefühle und die der anderen (extrem) intensiv. Sie ist meist sehr sensibel und feinsinnig. In der Kommunikation mit anderen Menschen achtet sie auf einen einfühlsamen Ausdruck, wobei dies nicht bedeutet, dass sie IMMER nur nett ist. Gerade unter Stress kann sie aufgrund von Überforderung auch brüsk wirken oder versuchen, sich zurückzuziehen. Möglicherweise nutzt sie verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten wie Malerei, Musik oder Poesie, um ihre Gefühle zu verarbeiten.

Durch ihre Bereitschaft, sich neuen Herausforderungen zu stellen und die Welt aktiv zu erkunden, zeigt sie eine ausgeprägte Abenteuerlust. Sie ist gerne bereit zu reisen, um neue Kulturen kennenzulernen. Wenn diese Person gleichzeitig auch sehr sensibel ist, kann es sein, dass sie ihre Abenteuerlust eher auf eine ruhige Art und Weise in einem geschützten Rahmen auslebt, z. B. indem sie immer wieder neue Interessengebiete erkundet (wo wir auch wieder bei der Vielbegabung wären). Des Weiteren kann sie eine extreme Begeisterungsfähigkeit aufweisen, die sich in starken Energieschüben zeigt, sobald sie etwas neues und spannendes entdeckt hat. Hier könnte man sich auch an den hochsensiblen High-Sensation-Seeker erinnert fühlen ;).

Viele Hochbegabte sind sehr interessiert an sozialer Gerechtigkeit und haben starke ethische Prinzipien. Dies kann sich in einem aktiven Einsatz für Umweltschutz und Engagement für die Rechte von Minderheiten ausdrücken. Ich erlebe sehr, sehr häufig, dass Hochbegabte sich sehr stark um das Wohl unserer Welt kümmern, was sogar bis hin zu Weltschmerz und existenzieller Depression gehen kann. Viele versuchen irgendwie ihren Teil zur Verbesserung der Welt beizutragen, z. B. durch eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten, durch eine Reduzierung der Fahrtwege und allgemein durch einen bedachten und reflektierten Konsum. Manche versuchen auch, durch ihr soziales Verhalten einen positiven Einfluss auf andere auszuüben. 

Hierbei spielen die Inhalte der Theory of Positive Disintegration oft eine tragende Rolle, zu der ich bereits einen umfangreichen Blogartikel verfasst habe. Wichtig hierbei ist, sich von den Werten einer Kultur zu lösen, um die eigenen Wertvorstellungen zu erkunden und letztendlich auch zu leben. Daher reflektiert diese Person womöglich regelmäßig über ihre eigenen Werte und ist offen für persönliches Wachstum und Veränderung in diesem Bereich. Sie führt vielleicht regelmäßig Tagebuch, um ihre Gedanken und Gefühle zu reflektieren, und bemüht sich aktiv, ihre Werte durch Diskussionen und Lernmöglichkeiten zu erweitern. Häufig findet sich bei diesen Menschen in der TOP-Diagnostik/Potenzialanalyse auch eine starke Freiheitsmotivation. Eine Freiheitsmotivation steht dafür, sich selbst frei entfalten zu können und die eigenen Werte zu leben. Es braucht aber oft ein gutes Quäntchen Mut, um sich einerseits von früheren Wertvorstellungen und Glaubenssätzen zu lösen, andererseits anderen Menschen das authentische Gesicht zu zeigen. Hier stehe ich gerne mit Beratung und Coaching zur Seite :). 

Fazit

Hochbegabte sind nicht einfach nur schneller und komplexer im Denken, sondern sie unterscheiden sich systematisch in ihrer Persönlichkeit von nicht hochbegabten Menschen. Zwar ist das Vorliegen der Offenheit für neue Erfahrungen kein Beweis, dass diese Person auch hochbegabt sein muss, doch kann diese Persönlichkeitsstruktur als Indikator dienen. Am wichtigsten ist jedoch, sich selbst zu verstehen und die eigenen Bedürfnisse kennenzulernen, wozu ein solcher Blogartikel dienen soll. So oft erlebe ich, dass hochbegabte Personen verunsichert sind aufgrund des Bildes von hochbegabten Hochleistern, wobei hier nur eine kleine Teilgruppe der Hochbegabten dargestellt ist. Nicht jede hochbegabte Person wurde in dem Maße gefördert oder weist überhaupt eine derartige Leistungsmotivation auf – was völlig in Ordnung ist! Ich hoffe, mit meinem Beitrag ein wenig dazu verhelfen zu können, die Bedürfnisse von Hochbegabten besser zu verstehen, um davon ausgehend Ansätze zu generieren, ein wirklich passendes und erfüllendes Leben führen zu können.

Mein Angebot: 1:1 Beratung

Ich bin daran interessiert, Menschen dabei zu unterstützen, den Weg zu sich selbst zu finden. Damit sie das verwirklichen können, was ihnen wirklich wichtig ist. Möchtest du dich selbst besser verstehen und ein handfestes Gefühl dafür bekommen, wer du bist und was du brauchst? 

In einer 1:1-Beratung helfe ich dir, deine eigene Persönlichkeitslandschaft zu entdecken und verborgene Schätze und Ressourcen zu heben. Damit du das Leben führen kannst, das wirklich zu dir passt.

Ich wünsche dir alles Gute!

Lisa

Literatur

Brackmann, Andrea (2012). Jenseits der Norm – hochbegabt und hoch sensibel? (7. Aufl.). Klett-Cotta.
Gallagher, Shelagh (2022). Thinking it Over: Contemplations on Overexcitabilities [Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=x60UCo3uyEI [Abrufdatum 01.04.2024]German-Tillmann, Theres; Joder, Karin; Treier, René; Vroomen-Marell, Renée (2021). Hochbegabung und Hochsensibilität. Klett-Cotta.
Gerstenberger-Ratzeburg, Beate (2019). Diagnoseteufel. Hochbegabung oder Krankheit? BoD – Books on Demand
Kuhl, Julius (2009). Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie. Motivation, Emotion, Selbststeuerung. Hogrefe.
Preckel, Franzis; Baudsen, Tanja (2021). Hochbegabung. Erkennen, Verstehen, Fördern (2. Aufl.). C.H. Beck.
Sher, Barbara (2012). Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast. dtv.

Literaturverzeichnis

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